Texte zu Ausstellungen
Christoph Tannert, Katalog »Randgebiet«, 2019
Annette Gundermann arbeitet vorwiegend mit Kohle, Tusche, Acrylfarben (gern mit Weiß und Blau), dünn und lasierend aufgetragen. Zeit wirkt wie stillgestellt in ihren Bildern. Figuren wähnt man im Nichts verschluckt. Wässrige Geheimnisse heben sich aus melancholischen Gevierten.
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Dr. Simone Tippach Schneider, Kunsthistorikerin Berlin, Ausstellung Winterrreise – Kunst und Klang, November 2018, Galerie Forum Amalienpark
Annette Gundermanns großformatige Bilder greifen das wichtigste Naturmotiv, welches die in der Wanderschaft ablaufende Bewegung vermittelt auf, das Wasser.
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Dr. Fritz Jacobi, Kunsthistoriker Berlin, Ausstellung Übergänge, April 2016, EWEKUNST PARKHAUS
Eine wuchtige Synthese unterschiedlichen Gestaltimpulse bilden ihre großformatigen Zeichnungen, die gleichsam als Hommage an Dmitri Schostakowitsch 2015 entstanden sind. Inspiriert von dem kurz vor seinem Tode komponierten 15.
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Dr. Simone Tippach-Schneider, Rede zur Ausstellungseröffnung »Utopie und Katastrophe – Kunstansichten zu Schostakowitsch«,
Galerie Forum Amalienpark Berlin, 20. November 2015
Schostakowitsch beschäftigt Annette Gundermann seit ihrer frühen Kindheit. Dass sich dabei eine Affinität zur Schwermütigkeit in der Musik entwickelte, zeigen ihre großformatigen Zeichnungen »Bedrohung«, die vor allem eine Verdichtung der Hörerfahrungen sind. »In meiner Zeichenserie versuche ich in die Transparenz des Bildraums zu tauchen, ohne konkrete Antworten zu suchen oder einen Erklärung zu finden.«, so die Künstlerin.
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Dr. Simone Tippach-Schneider, Rede zur Ausstellungseröffnung
»Von Hoch nach Tief«, Galerie Forum Amalienpark Berlin, 28. November 2014
»Spiel und Zufall« fasst Annette Gundermann ihre jüngsten Holzschnitte zusammen. Es handelt sich hierbei durchweg um farblich ausgewogene und malerisch betonte Drucke. Sechst bis neun Platten hat die Künstlerin dabei übereinander gedruckt. Die Künstlerin lotet konsequent die elementare und kräftige Bildwirkung der Holzschnitttechnik aus.
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Bei aller lichten und transparenten Farbigkeit ist immer auch das wuchtige Schwarz mit im Spiel – spannungsvoll und klar, zugleich auch voller Geheimnisse. Damit wird Erzählerisches überflüssig. Der Reiz dieser farbigen Holzschnitte besteht in den spielerischen Anregungen, die sich frei aus einem intensiven Formen- und Farbenkanon speisen. Annette Gundermanns Holzschnitte sind moderne Musikstücke, die zu einem farbigem Lichtspiel wandeln.
Gisela Blank, Ausstellungseröffnung Galerie Ei, Berlin 11. 9.2013
Bärbel Dieckmann / Annette Gundermann
Als ich zum ersten Mal das Atelier von Annette Gundermann betrat, war ich verblüfft, mit welcher Selbstverständlichkeit sich hier figürliche und ungegenständliche Kunst mischen, zueinander gegeneinander stehen. Gleichwertig. Offenbar braucht sie ungeachtet der Kraft ihrer ungegenständlichen Kompositionen immer auch die Berührung mit dem Gegenstand, der konkreten Welt.
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In der Kunst dieser Berliner Malerin bedeutet dies : menschliche und künstlerische Erfahrungen münden ein in ein Erlebnis des Sehens, das dem Auge wohl tut und die Sinne beflügelt. Malerei und Collage gehen ineinander über bei den hier ausgestellten Bildern. »In jeder Arbeit begegnen sich Zufall und strenge Ordnung.« So beschreibt die Malerin selbst ihre Arbeiten. »Es ist ein Spiel. Dieses Spiel ist zu Ende, wenn Striche, Linien und Farbfelder ihren Platz im Bild gefunden haben.«
Annette Gundermann bleibt mit ihrer lichten transparenten Farbigkeit – auch wenn das wuchtige Schwarz oft im Spiel ist – spannungsvoll und klar, zugleich auch voller Geheimnisse. Sie gleicht einer Zauberin, durch deren Magie Licht, Bewegung, Zeit, Raum in einem festgehalten werden können. Und genau damit wird Erzählerisches überflüssig. Darin besteht vor allem der Reiz dieser Bilder. Eine empfangene Anregung – ob aus der Natur, der Literatur, der Musik – wird von ihr zu einem reinen Formen- und Farbenklang gefügt. Ja, ihre Bilder sind Musik, die zur Farbe geworden ist.
Ungeachtet der abstrakten Komposition der hier gezeigten Werke provoziert die Malerin Voraussetzungen für einen Dialog, dem sich der Betrachter schwerlich entziehen kann. Sie gibt ihren Bildern nämlich sehr konkrete Titel. Wer diesen nachgeht, nachfragt, auf sie zugeht, kann Einvernehmlichkeit, Zweifel, Verblüffung oder auch Widerspruch erleben. Denn Reibung bleibt nicht aus. Linie, Fläche, Farbe schaffen einen Raum, in dem Bildphantasien, Gedankenbilder, Bildgedanken ihren Ursprung nehmen. Die Titel sind nur eine Art Sprungbrett mitten hinein. Annette Gundermann geht es nicht um die Abbildung der Wirklichkeit, sondern um die Wirklichkeit des Bildes.
Dass die Farbe Blau wieder und wieder in ihren Arbeiten dominiert, ist augenfällig. Diese eine Farbe überwältigt alles. »Kann es zuviel Blau geben in der Welt – auf Bildern, in Beschreibungen, in der Natur?« Diese Frage stellte die Kunstwissenschaftlerin Gabriele Muschter eingangs in ihrer Eröffnungsrede zu einer Ausstellung von Annette Gundermann.
Die Farbe Blau gilt schon immer als himmlische Farbe, als Sehnsuchtsfarbe. Als Rainer Maria Rilke 1907 den Pariser Herbstsalon besuchte, stellte er sich vor, wie jemand die Geschichte der blauen Farbe in der Malerei schreiben würde. Annette Gundermann müsste mit Sicherheit darin ein Kapitel gewidmet sein.
Gabriele Muschter, Rede zur Ausstellungseröffnung
»Von Blau zu Gelb«, Galerie Forum Amalienpark Berlin, März 2007
Kann es zuviel blau geben in der Welt – auf Bildern, in Beschreibungen, in der Natur ?
Blau assoziiert vieles : Meer, Himmel, Tau auf den Dünen, Trauben im Regen, Flügel der Vögel, das Leuchten der Sterne. Auch der Mond scheint blau, wenn er manchmal mehrere Höfe um sich hat. Die Bilder von Annette Gundermann sind voller Poesie. Es ist diese Art von Werken, die lebendig und schattenlos klar sind. Die Farbklänge haben ästhetischen Reiz, sie sind schön im Sinne ihrer Idee, ihres Natur – Raum – Verhältnisses. Sie sind nicht gefällig. Es strahlt aus ihnen eine herbe Kraft, die sich konsequent aus der Fläche in den Raum zu bewegen scheint.
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Nach Abitur und Beschäftigung mit Textildesign hat sie an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studiert – bei den Professoren Horlbeck und Klotz. Seit 1989 arbeitet sie freischaffend in Berlin. Annette Gundermann arbeitet mit verschieden strukturierten Papieren, überklebt, übermalt – so lange bis das Ergebnis stimmt. Hauptsächlich verwendet sie Nasstechnik und Reisschleim. Aber das Repertoire ist weit angelegt : Pigmente, Acryl, Öl, Kreide, Tusche, Knochenleim und andere Materialien. Aus der Art des Umgangs mit Material, mit Fundstücken entstehen aber keine Collagen im üblichen Sinn – alles geht ineinander über. Das Fließen ist ein Zeichen für die Lebendigkeit solcher Kunst.
Die Erklärung der Welt findet hier nicht statt, vielmehr werden Möglichkeiten aufgezeigt. Dabei geht es bewusst nicht um Befremdung, um den Schock oder das angesagte Cool-Sein innerhalb der Gesellschaft. Gezeigt wird der Strukturzusammenhang, das Schwingen, die Vision, das Geheimnis, das so nur die Künstlerin selbst kennt.
Aus manchen der Gemälde lassen sich wellenartige Bewegungen ablesen, die dann wieder in intensivem Rückfluss zerbersten, um mit neuer Intensität an die Ufer zu schlagen. Das sichere Ufer – was ist das, wo ist das, welche Farbe hat es ? Wo ein Ufer ist, da ist auch Wasser – eine ewig währende Faszination, nicht nur für Kunst und Künstler. Im Werk von Annette Gundermann spielt das eine besondere Rolle und so wundert es nicht, dass sie eines ihrer Bilder Traumwasser nennt und der Dichterin Hilde Domin ge widmet hat. Diese schrieb ein kurzes Gedicht. Darin heißt es :
Traumwasservoll ertrunkener Tage.Traumwassersteigt in den Straßen.Traumwasserschwemmt mich hinweg.
Die wenigen Zeilen kann man auch als Charakteristik der Ambivalenz des Werkes von Annette Gundermann verstehen : Kunst ohne Wiederholung unwichtiger Neuig-keiten. Der Künstlerin geht es um den Zusammenhang von inneren und äußeren Begebenheiten. Hier kann sie die Zwischenräume ausloten. Alles ist offen, durch nichts eingeengt. Die Bilder entstehen durch inneren Antrieb und aus der Notwendigkeit zu fragen : Titel sind der Künstlerin wichtig, Sie lauten beispielsweise : Indischer Falter, Das Gespräch, Nächtliche Orientierung. Die Blautöne auf den Gemälden scheinen unendlich variierbar, kräftig und zart, in sich geschlossen und transparent. So wohl nur bei Matisse oder Yves Klein zu finden. Es ist das Leuchten. Es ist immer das Leuchten, welches das Eigenleben der Bilder signalisiert und dieses Leuchten kann man nicht simulieren. Es kommt von ganz innen und entwickelt sich zum Dialog der Farben und Formen jenseits der Sprache. Die Bilder bleiben nicht stumm, sie haben etwas zu sagen. Man kann mit Ihnen kommunizieren.
Bisher war nur von den blauen, abstrahierten Werken die Rede. Natürlich gibt es andere, zum Beispiel die, auf denen die Farbe Gelb vorherrschend ist. Für gelb fallen mir Metaphern ein wie : Sonne, Wärme, Vulkan, Sandsturm in der Wüste, das Märchen am Ende hinter der Straße. Es ist ein Reichtum, der aus all diesen Arbeiten spricht, ein Reichtum wie eine Quelle, aus der immer wieder Neues , Anderes entspringt – sowohl auf die Farben der Bilder bezogen als auf die Art der Gestaltung zwischen abstrakt und figürlich. Ich höre immer : Die jungen Leute mögen diese Art Kunst-Kunst nicht, nicht die Harmonie und nicht die Art der Ästhetik. Sie schaffen bewusst Werke einer Art Anti-Ästhtetik. Das ist ihr gutes Recht und neu sowieso nicht. Jede Generation muß versuchen eigene Wege zu finden, sich gegenüber den Älteren zu behaupten, sich eine eigene Sicht auf die Welt zu erarbeiten. Das schließt nicht aus, sich Achtung gegenüber den Werken der früher Geborenen zu bewahren.
Wie sagt doch der jüngst verstorbene französische Philosoph Jean Baudrillard ? Wollte man den gegenwärtigen Stand der Dinge benennen, so würde ich sagen, wir befinden uns nach der Orgie. Die Orgie ist der explosive Augenblick der Moderne… Wir sind alle Wege der Produktion und virtuellen Überproduktion der Objekte, der Zeichen, Botschaften, Ideologien und Vergnügungen gegangen. Das Spiel ist gespielt, und wir stehen gemeinsam vor der entscheidenden Frage : Was tun nach der Orgie ? Und er sagt weiter : Wir leben in einer grenzenlosen Vervielfältigung von Idealen, Phantasmen, Bildern und Träumen, die von nun an hinter uns liegen und die wir dennoch in einer gewissen schicksalhaften Gleichgültigkeit weiterproduzieren müssen.
Annette Gundermanns Werk hat nichts mit Orgie und nichts mit Gleichgültigkeit zu tun, eher mit Fest, Feierlichkeit, die aus unergründlichen Tiefen kommen. Sie tritt den Gegenbeweis an, nämlich den, sich an das Leben zu verlieren, Träume nicht aufzugeben, das Kräfteverhältnis zwischen gut und böse, schön und hässlich stetig zu ver ändern.
Christopph Tannert, Auszug aus der Rede zur Ausstellungseröffnung
»Die fünf Sinne«, Galerie Forum Amalienpark, 2005
[…] Annette Gundermann nimmt direkt Bezug auf die Kunstgeschichte und auf Jan Saenredam (1565–1607), der mit seiner fünfteiligen Kupferstichfolge nach Hendrik Goltzius (1558–1617) folgenden klassischen Spruchweisheiten illustratorischen Bestand gegeben hat : (Und während ich Ihnen diese zu Gehör bringe, wollen Sie sich bitte mit den Augen auf die lindgrün unterlegten monumentalen Paar-Darstellungen konzentrieren, die unter besonderer kompositorischer Betonung weiblicher Stärke und Entschiedenheit angelegt wurden und den dazugehörigen männlichen Figuren, seitlich und hintan gesetzt, eine lebensausfüllende Stellung in größtem Glücke als Flötist, Streichler, Spiegelhalter und Rosenkavalier zu garantieren scheinen).
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Claudia Rodegast, Auszug aus der Rede zur Ausstellungseröffnung
»Von Gelb zu Blau«, Galerie Herschel, 2004
Musik ist eine ständige Inspirationsquelle Annette Gundermanns. Mit dieser hat ihre Malerei mehr als Metaphorisches gemein. Vergleichbar musikalischen Kompositionsverfahren, widmet sich Annette Gundermann ganz der immanenten Konstruktion des künstlerischen Materials, der Organisation von Form- und Farbverläufen, Zuordnungen, Abmessungen und Entwicklungen.
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Dr. Petra Lange, Auszug aus aus der Rede zur Ausstellungseröffnung
»Über Papier«, Galerie am Weißen See Berlin, August 1995
Seit zwei Jahren arbeitet Annette Gundermann in einer Weise, die Malerei durch Farbbehandlung im klassischen sowie im wörtlichen Sinn ausschließt. Dem Fluss des Malens ist die Strenge collageartiger Präzision gefolgt. Das faszinierende Moment ist die Eindringlichkeit der komponierten Farben, welche sich als virtuelle Atmosphäre mitteilen. Augenfällig ist die abstrakte Form.
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Texte zu Ausstellungen
Anke Zeisler, Katalogtext zu »Gestörte Ordnung« Februar/März 2012
»Gestörte Ordnung«
[…] Annette Gundermann findet eine Bildsprache, vergleichbar mit einem Gedicht, das Innehalten, Verweilen, Versenken beansprucht. Verzicht auf das schnelle (Schein-)-Erfassen und auf (Wieder-)-Erkennbarkeit von Figuren.
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Christoph Tannert, Katalogtext zu »Von Blau zu Gelb«, Berlin, August 2006
»Ursprüngliche Vielheitlichkeit«
Flügel in Blau, Verwehte Stadt, Verlassene Braut, Das Labyrinth, Rot zum Quadrat, Bedrohliche Stille, Losgelöst, Das Versteck – kein Zweifel, schon die Bildtitel der Werke von Annette Gundermann sind wie Kontaktstellen einer Lust- und Verlustbeherrschungsobsession, die in Farbe badet.
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Als sie die Dresdner Akademie verließ, malerisch herzhaft ermutigt von ihrem Lehrer Siegfried Klotz, dem großen figürlichen Schwelger, standen ihre »Frauen in Landschaften« als Hüterinnen eines Systems eindeutig fixierter Anschauungen, dessen Interpretation allein der Kultur oblag, in der sie zuerst formuliert wurden, der europäischen mit sächsisch-expressiver Wurzel. Doch die Perspektiven änderten sich in dem Maße, in dem die Künstlerin eine neue Anordnung ihrer sehr realen Erfahrungen entwickelte, ein Travelling durch innere Landschaften, ein sich unausgesetzt selbst Erneuern, bei dem es bis heute geblieben ist in einer sich ständig um neue Glieder erweiternden Kette aus Repetitionen und Feedbacks.
Das Ausscheren in eine rhythmisch geometrische Such- und Ordnungsbewegung beginnt etwa im Jahr 1993 mit collageartigen Papierklebungen in Nasstechnik mit Reisschleim. Annette Gundermann verwendet Papiere verschiedener Sorten und Stärken, Geschenkpapiere, Zettel, Buchseiten, alte Briefe, Kohlepapier, Millimemeterpapier, Ormigpapier. Ab 1994 beginnt die Künstlerin ihre Bilder auch mit Acryl zu überarbeiten. Mehr und mehr entwickeln sich die Dinge dann in Richtung einer freien Abstraktion bis es ab 2002 zu einer Rückkehr zur Arbeit mit Farbe auf Leinwand und 2003/2004 erneut zu einer Rückbesinnung auf figürliche Prinzipien kommt. Bei dieser Dualität der formalen Prinzipien ist es bis heute geblieben. Nach traditionellem Verständnis bietet das Bild dem Betrachter einen Ausschnitt der Welt. Die Verfasstheit der Bilder von Annette Gundermann entspricht dieser Erwartungshaltung im wahrsten Sinne des Wortes : das Gerissene und Geschnittene ist und kreiert Welt, Bild-Welt, Farbkosmen, Sehereignisse, Tastempfindungen. Die ungegenständliche, unvorbildlich konkret seinsenthüllende Papieroperation ist die notwendige Weiterführung des reinen, selbstreferentiellen Bildes. Sie öffnet dem freien Sehen des Betrachters vor dem Werk die Dimension des räumlich motivierten Suchens und somit dem artistischen Herstellungserfolg aus Papieren eine immer größere, immer weniger durch die Künstlerin vorbestimmte Eigenständigkeit. Das trifft natürlich auch auf die kleinformatigen, farbglühenden Malereien auf Papier (nach 2003) zu, die in ihrem Hang zu Blau aus der Insel des Seins aufsteigen und unge ahnte Hoffnungsdimensionen erschließen.
Altmodischerweise geht es bei Annette Gundermann noch um den Bildraum, der eine durch Zeichengebung passierbar zu machende Zone ist, nicht um den Raum irgendeiner Institution, nicht um Räume jenseits ihrer physischen Gestalt, nicht um Kunst als »Sozialraum«, nicht um mediale Zu- sammenhänge, sondern schlicht und ergreifend um einen zum Sprechen zu bringenden Erwartungsraum. Das Zueinanderkomponieren der Papierfetzen, die als aus der Zeit gefischte Fragmente bisher isolierter Gegenwartspunkte in Erscheinung treten, ist Ausdruck des wachen wie wohltemperierten Hedonismus der Künstlerin, der nach Sinn und Sinnlichkeit sucht.
Als Counterposition zu Vilém Flussers »gefrorenen Gesten« (1),einer grundlegenden Definition für Malerei schlechthin, bewegt sich Annette Gundermann in offenem Terrain, von dem aus die Eroberung des Bildraumes in alle Richtungen hin möglich ist und bleibt. Dazu zählen nicht nur Farbabenteuer und Flächenverklebungen, sondern auch ihre bildnerisch forschenden Papierschichtungen, die den (Bild-)Raum gliedern und poetisieren, so wie sie die Zeit als Traumzeit versiegeln. Annette Gundermanns Bilder klingen und schwingen. Sie tönen, weil sie Herzstellen sind und Echo einer Synchronisation von bildlichen Wahrnehmungen in Hörweite.
(1) Vgl. Vilém Flusser, Gesten, Frankfurt/M. 1994
Christoph Tannert, aus dem Katalogtext »Bekannt-Unbekannt, Pankower Portraits«, Dezember 2007
»Bekannt-Unbekannt«
Drei Künstlerinnen porträtieren ihren Stadtteil – die Malerinnen Ellen Fuhr und Annette Gundermann sowie die Fotografin Renate Zeun, Bilder und Fotografien von ca. 50 EinwohnerInnen des Berliner Doppelbezirks Pankow / Prenzlauer Berg. Zwei Jahre lang waren die Künstlerinnen unterwegs zwischen Senefelder Platz und Breite Straße und immer noch stehen so viele Namen von Personen auf ihrer Liste, die besucht und porträtiert werden wollen, dass die jetzige Ausstellung lediglich den Zwischenstand eines offenen, im Jahr 2006 begonnenen Projekts markiert.
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Asrid Volpert, aus dem Katalogtext »Schnittpunkt Dresden – sechs Künstlerinnen aus Deutschland«
Art Gallery Mills College Oakland/USA, November 1997
Die Berlinerin Annette Gundermann erarbeitete ihr Diplom in Holzschnitten und Gemälden zum Thema »Zaubergarten« noch figürlich. Heute sucht sie im Bild ein komplexeres künstlerisches Gefüge als Analogie zur Wirklichkeit.
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Pressetexte
Berliner Zeitung 2007
Ingeborg Ruthe : Übergang in eine Traumzeitzone,
Annette Gundermanns Bilder »Von Gelb zu Blau« im Pankower Forum Amalienpark, Berlin, März 2007
In fließenden Übergängen geht es in Annette Gundermanns Malerei um das Eigenleben der Farben, um freie Abstraktion und ebenso um den Umgang mit zeichenhaften, gegenständlichen und figürlichen Prinzipien. Jetzt zieht die 50-jährige Pankowerin, die in den Achtzigern erst an der Kunsthochschule Weißensee und dann an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste und dort bei dem Maler Siegfried Klotz studiert hat, Bilanz in einer großen Ausstellung.
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ND 2008
Anouk Meyer, ND Berlin, Januar 2008
»Bekannt oder unbekannt in Pankow«
Drei Künstlerinnen porträtierten Einwohner des Bezirks / Ausstellung in der Galerie Amalienpark
Mürrisch, wie man ihn aus vielen Filmen kennt, erscheint Henry Hübchen. Melancholisch dagegen, mit seinen charakteristischen Tränensäcken, schaut Winfried Glatzeder ins Ferne, während Christa Wolf den Betrachter wie eine düstere Kassandra von unten fixiert…
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RBB Kulturradio
Michaela Gehricke, 25.1.2008
»Bekannt.Unbekannt« Pankower Portraits
Ellen Fuhr, Renate Zeun, Annette Gundermann in der Galerie Forum Amalienpark
rbb / Kulturradio, Gespräch am Nachmittag
»Es lebt sich gut nördlich von Szene-Berlin. Pankow ist die Rückseite der großen Berlin- Euphorie … alles geht ganz langsam hier«. Worte von Christoph Tannert im Katalog zu einer Ausstellung, die heute Abend in der Pankower Galerie Forum Amalienpark eröffnet wird.
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Berliner Zeitung 2005
Ingeborg Ruthe (Berliner Zeitung) zur Ausstellung :
»Die Fünf Sinne«, Galerie Forum Amalienpark, Berlin Juni 2005
Den sechsten Sinn muss der Galeriebesucher mitbringen. Für die anderen ist am Pankower Forum Amalienpark in dieser Sommerschau namens »Die fünf Sinne« gesorgt : Es geht, ums Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken.Kunst kann mehr als nur den Augensinn bedienen.
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ND 2003
Astrid Volpert (ND) zur Ausstellung : »Bild und Skulptur«, Annette Gundermann, Peter Lewandowski
Galerie Pohl, Berlin Juni 2003
Annnette Gundermann sucht – in großformatigen Collagen durch Reisschleim verbundener farbiger Papiere – nach Berührungspunkten, Schnittstellen und Überlagerungen.
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Berliner Zeitung 2003
Ingeborg Ruthe (Berliner Zeitung) zur Ausstellung : »Bild und Skulptur«, Annette Gundermann, Peter Lewandowski
Galerie Pohl, Berlin Juni 2003
Die Galerie Pohl in Pankow gibt vor allen Künstlern ein Podium, die unbeirrt in den klassischen Genres arbeiten. Diesen Sommer stellen bei Pohl die Berliner Malerin Annette Gundermann und der bei Güstrow lebende Bildhauer Peter Lewandowski aus.